24.08.2021 – Dschungelwanderung

Gut erholt standen wir an diesem Morgen mit dem ersten Vogelgezwitscher auf. Denn ab 06.00 Uhr ist auf dem Aussichtsturm Vogelbeobachtung und Artenbestimmung angesagt.
Ausgerüstet mit der Kamera mit dem grossen Objektiv sind wir parat und knipsen alles, was uns vor die Linse fliegt.

Mit geschultem Auge hat uns unser Guide auch die kleineren Vögel gezeigt und auf der App auch gleich die Namen gesucht. Die Vögel bestimme ich nun beim Schreiben des Blogs genau mit dieser App. Das Foto mit dem Vogel auf dem Bildschirm aufnehmen, dann auf Fotosuche gehen und das App zeigt einem die Vogelarten an, die infrage kommen. Meist ist es auch die erste Art, die es angibt. Nur bei fast identischen Vogelarten, muss man dann noch auf Kleinigkeiten achten – etwas mehr weiss, etwas mehr schwarz? – und dann die Art bestimmen.

Die App heisst Merlin Bird ID und dann muss man die Vogelarten des Landes noch installieren. Von Vorteil ist, wenn man dies schon Zuhause aktiviert.
https://merlin.allaboutbirds.org/

Das Naturreservat Cuyabeno ist die Heimat von ca. 580 Vogelarten. Von kleinen Tangaren zu den grossen Tukanen und Aras, aber auch viele verschiedenen Reiher und auch Raubvögel können mit Glück gesichtet werden. Wenn wir 10% der Vogelarten sehen, bin ich schon zufrieden.

Nach dem Frühstück sind wir mit dem Boot über die Lagune gefahren. Auf der anderen Seite stiegen wir aus, um den Dschungel an Land zu erkunden. Bei Wanderungen durch den Dschungel sind es eher kleinere und vor allem nicht schnelle Tierarten, die gesichtet werden. Die Tiere hoch in den Bäumen sind schwer zu finden und vor allem durch den Blick gegen den Himmel nur als Silhouette erkennbar.
Wir sind etwa 2 Stunden durch das Dickicht und die Sümpfe gewatet – froh, dass wir von der Lodge Gummistiefel erhalten haben.

Pfeilgiftfrösche gibt es in verschiedenen Arten in dieser Region und wir konnten heute diesen kleinen Ameerega hahneli fotografieren. Dieser Frosch gehört mit einer ausgewachsenen Grösse von 23 mm zu den kleineren Arten. Aufgeführt ist dieser im Washingtoner Artenschutzabkommen in der Liste II.
Der Frosch lebt tagaktiv meist auf dem Boden in Laubschichten. Nur zum Schlafen werden leicht erhöhte Plätze aufgesucht.

Spannend war auch dieser Rüsselkäfer, der ca. 4 cm gross war. Es ist schon spannend, was die Natur alles für Geschöpfe hervorgebracht hat. Erst beim Suchen des Namens dieses Geschöpfes musste ich lernen, dass der Käfer von einem Parasiten befallen war.

Bei den Fühlern, die aus dem Rücken wachsen, handelt es sich um die Fruchtkörper von Ophiocordyceps sp., einem Kernkeulenpilz, der die Kontrolle über das Insekt übernommen hat. Der Parasitismus, bei dem ein Organismus seine gesamte Lebensweise an die Ausbeutung eines anderen anpasst, ist für mich eine bizarre Entwicklung in der Evolution.
In diesem Fall breitet sich der Pilz im Inneren des armen Rüsselkäfers aus, übernimmt die chemische Kontrolle über das Tier und zwingt es zum Klettern. Wenn er eine – für den Pilz – geeignete Höhe erreicht hat, bleibt das Insekt am Stängel hängen und stirbt. Dann beginnt der Pilz, genährt von den Innereien des Rüsselkäfers, mit dem Wachstum dieser exquisiten Fruchtkörper. Die Kapseln an der Spitze werden schliesslich platzen und unzählige winzige Sporen freisetzen, um neue Beutetiere zu infizieren.

Ich weiss heute leider nicht mehr, ob sich das Tier noch bewegt hat, oder schon Tod war.

Weitere Fotos zu unserer Dschungelwanderung, auf der wir doch viel über die Pflanzen- und Tierwelt gelernt haben.

Wieder zurück in der Lodge wurden wir von einem Regenschauer gezwungen, unter Dach zu bleiben. Da wird einem klar, wieso es Regenwald heisst – es goss in Strömen.


Am Nachmittag habe ich es mir noch einmal auf dem Aussichtsturm gemütlich gemacht und die Vogelwelt beobachtet. Ganz lange sass ein Grossschnabelbussard (Rupornis magnirostris) nicht weit entfernt auf einem Baum. Dieser Raubvogel ist in Südamerika weitverbreitet und mit einer Grösse von 40 cm gehört er zu den kleineren Arten.

Der Schwarzohrpapagei (Pionus menstruus) ist Südamerika in fast allen Ländern anzutreffen. Der Bestand der Tiere ist nicht bekannt, jedoch weiss man, dass dieser abnimmt. Er gilt als nicht gefährdet, aber der internationale Handel ist auf der Liste II geregelt.
Mit einer Grösse von 28 cm ist er kleiner als zum Beispiel eine Amazone oder ein Graupapagei.

Für uns Europäer, die Papageien als Haustiere halten ist es unvorstellbar, dass Papageien auch gegessen werden. Aber in den indigen Völkern ist dies normal, halt wie wir Hühner essen. Scheinbar gilt das Fleisch als Delikatesse.
Schade um die wunderschönen Vögel.

Gegen Abend sind wir wieder auf die Lagune gefahren. Zuerst haben wir die Abendstimmung genossen. Der Sonnenuntergang über der Lagune mit den versunkenen Bäumen ist auch am zweiten Abend ein Genuss.

Unterwegs mit der Gruppe

Nach dem Eindunkeln fuhren wir mit dem Boot in die Nähe der Bäume und haben nach Schlangen gesucht.
Die Augen reflektieren das Licht der Taschenlampe und somit sind diese einfach zu finden. Auch die Kaimane kann man so am Ufer ausfindig machen, aber da waren die Lichtverhältnisse für ein Foto zu schlecht.

Nach der nächtlichen Fahrt auf der Lagune wurden wir in der Bamboo Lodge für das Nachtessen erwartet. Die Crew hat bei jeder Mahlzeit etwas Neues kreiert und wir wurden kulinarisch verwöhnt.


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1 Gedanke zu „24.08.2021 – Dschungelwanderung“

  1. … wiederum welch eine Lehr- (Lern)Stunde- was meinen wir schon alles für die Natur zu wissen, aber wir werden es nie ganz ergründen und viele Fragen bleiben. Gerade dein Beispiel mit den diesem Rüsselkäfer zeigt, wie versponnen die Natur in sich ist! Gerade in der aktuellen Zeit mit der Pandemie wo wir meinen in Luftblasen zu leben, nehmen einen deine Schilderungen mit und wir spüren, dass da draußen und auch um uns, so viele Wunder sind.

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